Die Balkanhalbinsel bietet nicht nur 1777 Adria-Küstenkilometer, mehr als 1200 Inseln und bis zu 1830 Meter hohe Berge im Landesinneren, sondern auch unzählige Seen, welche überall im Land verteilt sind. Diese sind besonders sehenswert, denn Kroatien zählt zu den 30 wasserreichsten Staaten der Welt. Wir stellen Dir die schönsten Seen des Balkanstaates vor.
1. Plitvicer Seen, Region Lika-Karlovac
In der Bergregion Zentralkroatiens nahe der Grenze zu Bosnien und Herzegowina liegt der Nationalpark Plitvicer Seen. Bereits seit 1979 zählt er zum Unesco-Naturerbe und ist ein Hauptanziehpunkt von Besucher. In der bewaldeten Karstlandschaft liegen 16 Seen, welche kaskadenartig über Wasserfälle und unterirdische Wasserläufe miteinander verbunden sind.
Das Wasser mehrerer kleiner Flüsse arbeitet sich seit Jahrtausenden durch Dolomitgestein und weichen Kalkboden. Aus den Ablagerungen sind natürliche Sinterbarrieren gewachsen, die die heutigen Seen voneinander abgrenzen. Zwischen den höchstgelegenen Oberen See, also dem Proscansko Jezero, und dem tiefstgelegenen Unteren See, dem Novakovica Brod, beträgt der Höhenunterschied 133 Meter. Am Sastavci-Wasserfall endet das Wassersystem. Hier stürzt das glasklare Wasser 78 Meter in die Tiefe.
Besucher können das Gebiet auf verschiedenen Routen erkunden. Es gibt Führungen, Panoramabahnen und im Bereich des Kozjak-Sees auch Elektroboote zum Mitfahren. Normalerweise ist der Park ganzjährig geöffnet, im Bereich der Oberen Seen gibt es aber eine Winterpause. Je nach Alter und Saison kostet der Eintritt umgerechnet zwischen 4 und 40 Euro pro Person.
2. Mir-See, Region Dalmatien-Zadar
Die lange Insel Dugi Otok ist ein Teil eines Archipels, das sich auf Höhe des Seebads Zadar in Norddalmatien erstreckt. Der Naturpark Telascica mit dem Jezero Mir, dem Friedensee, befindet sich im Südosten auf dem 45 Kilometer langen und bis zu vier Kilometer breiten Eilands.
Nur wenige Meter vom Meer entfernt und doch oberhalb davon, liegt das Gewässer: Die felsige Küste von Dugi Otok erhebt sich hier bis zu 161 Meter aus der Adria. Der Mir-See ist trotzdem nicht vom Meer getrennt: Er führt Salzwasser, das während der Flut unterirdisch einströmt. Das Wasser des Sees ist aufgrund seiner Lage bis zu drei Grad Celsius wärmer als das Meer. Und wegen seiner Heilmoorvorkommen wird einem Bad im Mir-See eine gesundheitsfördernde Wirkung nachgesagt.
Der gesamte Naturpark lockt mit landschaftlichen Gegensätzen – karge Karstzonen wechseln sich mit Aleppokiefern- und Steineichenwäldern und von Menschenhand angelegten Weinbergen und Olivenhainen ab. Die Telascica-Bucht ist sehenswert: Kleine Inselchen liegen in der geschützten Adriabucht, in der viele Boote und Jachten einen Stopp einlegen. 25 kleine Strände laden zum Baden ein.
Von Zadar aus ist der Naturpark per Schiff erreichbar. Umgerechnet kostet ein Tagesticket pro Person zwischen 1,32 Euro und 5,29 Euro. Für Taucher, Jäger und Fahrer von motorbetriebenen Booten gelten gesonderte Preise. Es gibt geführte Touren und Elektrofahrzeuge und -fahrräder zum Mieten.
3. Roter und Blauer See, Region Split-Dalmatien
Reisende finden bei der Kleinstadt Imotski in Split-Dalmatien Kroatiens Antwort auf Loch Ness: Hier liegt dirket neben der Altstadt der Modro jezero und etwa eineinhalb Kilometer weiter der Crveno jezero – übersetzter Blauer und roter See. Es handelt sich dabei um tiefe Karsttrichter, in denen sich Wasser gesammelt hat.
Der rötlich gefärbte Felstrichter ist so steil, dass der See ohne Kletterausrüstung nur von oben bewundert werden kann. Anders beim Modro jezero, dem Blauen See: Von der 300 Meter höher liegenden Festungsruine Topana führen Wege hinunter, ein Bad im sattblauen Wasser ist erlaubt. Um die Schönheit des Ortes zu genießen, sollen sich laut Legenden zur Morgen- und Abenddämmerung am Ufer des Sees Elben einfinden.
4. Visovac-See, Region Dalmatien-Sibenik
In der Gespanschaft Sibenik-Knin im nördlichen Dalmatien verdankt der Visovac-See seine Existenz dem Fluss Krka. Vom Fuß des Dinaridengebirges schlängelt er sich 72,5 Kilometer durch das Land, bis er bei Sibenik in die Adria mündet.
Die Krka hat ihr Bett nahe dem Ort Bristane so verbreitert, dass sie dort zum See wird. Dieser ist nach einer Insel mit Kloster in seiner Mitte benannt. Die teilweise künstlich aufgeschüttete Visovac-Insel und Kloster zählen zu den wichtigsten Kulturschätzen Kroatiens. 1445 bauten bosnische Franziskaner das Gotteshaus, welches noch heute von einigen Mönchen bewohnt ist. Die Klosterkirche aus dem 16. Jahrhundert und eine Gemäldegalerie können besichtigt werden.
Der See ist Teil des Nationalsparks Krka, der große Teile des Krka-Flussverlaufs umgibt. Der Strom überwindet sieben Wasserfälle und einen Höhenunterschied von 242 Metern. Der Visovac-See, auf Kroatisch Visovacko jazero, wird von zwei Wasserfällen eingerahmt, dem Roski slap im Norden und dem Skradinski buk im Südwesten. Etwa sechs Kilometer flussabwärts der Visovac-Insel finden Reisende den Skradinski buk Wasserfall. Die 17-stufige Kaskade diente in den Sechzigerjahren als Drehort für „Winnetou“-Verfilmungen.
Je nach Saison kostet der Eintritt in den Nationalpark umgerechnet zwischen 2,64 Euro und 26 Euro pro Person. Zudem bietet die Nationalparkverwaltung Bootsexkursionen zu beiden Wasserfällen und zur Insel an.
5. Vrana-See, Region Dalmatien-Zadar
Mit 30 Quadratkilometern Fläche ist der Vrana-See Kroatiens größter See und Namensgeber für den Naturpark, in dem er sich befindet. Zwischen den historischen Städten Zadar und Sibenik liegt er nahe der Adria – teilweise trennt ihn und das Meer kaum ein Kilometer. Vransko jezero entstand, als sich eine Karstsenke mit Wasser füllte.
Unterhalb des Meeresspiegels befinden sich Teile des Sees, weshalb über unterirdische Wege Salzwasser ins Süßwasser fließt. So kommt es, dass auch Meeresfischer hier heimisch sind und für Angler interessant ist. Besonders schätzen ihn aber Ornithologen. Im Nordwesten des Sees erstreckt sich ein großes sumpfiges Schilf-, Gräser- und Binsenareal, welches seit 1983 Vogelschutzgebiet ist. Mehr als 250 Vogelarten haben hier ihr Winterquartier oder brüten vor Ort. Arten wie Stelzenläufer, Pygmäenkormoran, Purpur-, Silber und Seidenreiher können von mehreren Plattformen beobachtet werden.
Besuchercenter in Crkvine, Prosika und Kamenjak bieten Informationen, Souvenirs und sanitäre Anlagen. Besucher können in Prosika Fahrräder mieten und den See auf einem 40 Kilometer langen Weg umradeln oder ein Kanu für eine Seetour ausleihen. Von Kamenjak aus kann man über den ganzen See blicken. Umgerechnet kostet der Parkeintritt zwischen 1,32 Euro und 2,64 Euro. Gegen eine Gebühr kann an geführten Touren teilgenommen oder das Gebiet per Elektrozug erkundet werden.